Hanoi und Ho Chi Minh

30. Januar 2024

Der erste Tag beginnt entspannt. Erst halb 10 ist Treff angesagt.

Das Frühstück ist sehr reichhaltig. Es gibt sogar Sushi!

Wir beginnen heute mit Ho Chi Minh. Ich wollte ihn auch unbedingt sehen, da ich das vor zehn Jahren auf meiner Reise ja verpasst hatte.

Es war sehr beeindruckend. In einer langen Schlange laufen wir zum Mausoleum, brauchen aber eigentlich nur zehn Minuten. Witzig war, dass man genau darauf achtete, dass wir immer zu zweit nebeneinander laufen. Ich erinnerte mich mit einem Schmunzeln an meine Schulzeit.

Ho Chi Minh wird gut bewacht. Im Mausoleum gibt es einen Gang in Höhe der Aufbahrung unter Glas, vier Soldaten halten Mahnwache um den Sarg. Wir laufen um diese Aufbahrung herum. Es ist schon sehr ergreifend. Das Leben von Ho Chi Minh war sehr bewegt. Bereit smit 21 Jahren ging er nach Frankreich. Er wollte mehr über die Kolonialisten erfahren. Auch in den USA, der UdSSR, China und vielen anderen Ländern lebte, studierte, wirkte er. Erst 1941 kam er zurück nach Vietnam und wurde 1945 Staatsoberhaupt. Er erlangte mit seinem Einsatz für die Befreiung Vietnams weltweite Bekanntheit und wird in einem Zuge mit Mao Zedung und Che Guevara genannt. Auch in der westlichen Welt galt er als wichtige Symbolfigur und revolutionäres Vorbild.

Ho Chi Minh wird in Vietnam überaus verehrt. Nicht zuletzt sein bescheidener Lebensstil, sein Kampf um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen und die Unterstützung der Bauern wurde er zur personifizierten Revolution und eigentlich auch zur glaubwürdigen nationalen Vaterfigur.

Bereits während seiner Präsidentschaft und vor allem nach seinem Tod gab es einen großen Personenkult um ihn. Eigentlich wollte er nach seinem Tod verbrannt werden und die Asche sollte in ganz Vietnam begraben werden. Stattdessen wurde gegen seinen Willen entschieden, ihm ein Mausoleum im Stil vom Lenin-Mausoleum zu bauen. Das Mausoleum wurde 1975 eingeweiht.

Die Vietnamesen sind auf ihren früheren Präsidenten und auch auf ihr Land besonders stolz.

Dieser Stolz ist für uns allgegenwärtig. Und jedes Thema beginnt erst mal mit großer Propaganda. Im Laufe des Tages nervt das ganz schön, wenn man zum zigsten Male die gleichen heroischen Taten vom Krieg hört. Das bringt unser Reiseführer auch ständig rüber. Er macht generell den Eindruck, dass er gerade dem ZK für Agit/Prop entsprungen ist.

Über Hanoi selbst erzählt er nicht viel. Schade. Nur so viel, dass die Stadt vor knapp über eintausend Jahren gegründet wurde (1010) und früher Tanglong  – absteigender Drache – hieß. Erst 1831 wurde die Stadt in Hanoi umbenannt. Heute leben in der Stadt ca. acht Millionen Einwohner.

Ausstellungsgebäude über Ho Chi Minh

Wir gehen auf dem Gelände des Mausoleums weiter, kommen dann auch zum Wohnhaus von Ho Chi Minh. Er hatte einst ein einfaches Holzhaus gebaut, in dem er lebte. Damit wollte er dem Volk auch zeigen, dass er einer von ihnen ist und keine besonderen Privilegien genießen will.

Für Staatsempfänge nutzte er ein anderes Gebäude aus der französischen Kolonialzeit, in dem zum Beispiel auch Frank-Walter Steinmeier eine Woche vorher empfangen wurde.

Anschließend kommen wir zur Einsäulenpagode. Die war echt sehenswert und witzig gemacht. Sie erinnerte an das kleine Hexenhäuschen von Baba Jaga.

Neben der kleinen Pagode gab es sehr reich geschmückte Tempel. Auffällig hier sind die vielen Blumen, in den Tempeln immer wieder wunderschön arrangiert sind.

Als wir aus der Anlage hinausgingen, gab es doch tatsächlich noch ein Problem. Ein Mitreisender hatte vergessen, sein Taschenmesser im Bus zu lassen und musste es beim Hineingehen in die Anlage beim Einlass abgeben. Jetzt fand man das Messer nicht mehr. Und es war Mittagspause. Da geht bei den Kollegen hier gar nichts mehr. Hunger ist wichtiger und entsprechend genervt waren sie dann doch, dass sie nicht vorankamen mit der Suche. Wir zogen erst mal unverrichteter Dinge los zur nächsten Station, dem Litteraturtempel. Plötzlich bekommt unser Reiseleiter einen Anruf – das Messer ist da! Sie brachten es zu uns hinterher. Unser Reiseleiter lobte die Beamtin über den grünen Klee. „Sehr gute Arbeit!“. Naja, sehr gut wäre gewesen, wenn sie das Messer mit einem Griff gefunden hätte!

Der Litteraturtempel ist riesig. Er wurde vor über eintausend Jahren gebaut und es wurde dann recht schnell 1076 die Uni von Hanoi gegründet. Eine der ersten Unis der Welt – und nur für Männer! Unser Reiseleiter fragte, was die älteste Uni in Deutschland sei. Etwas vorlaut platzte ich heraus, dass es wohl Heidelberg sein müsste. Witzigerweise hatte er für die richtige Antwort ein Bier ausgelobt. Ich hatte das aber gar nicht so ernst genommen. Aber am nächsten Morgen brachte er doch tatsächlich das Bier mit – ich habs Tage später mit Genuss getrunken!

Im Litteraturtempel ist vieles im Krieg zerstört worden und wird nun mühsam wiederaufgebaut. Heute ähnelt diese Anlage eher einem schönen Wandelgarten.

Dann war erst mal Mittag angesagt. Wir sammelten die Erfahrung, dass die Reiseleiter immer für vietnamesische Verhältnisse relativ teure Restaurants aussuchen. Für ca. 15 Euro bekamen wir ein Menü mit Getränk. Und es waren ziemlich viele Gänge. Wir bekamen immer pro Gang einen Teller für meist vier Personen auf den Tisch gestellt, kurz danach kam der nächste Teller. Damit konnte eben auch jeder das essen, was er besonders mochte.

Kurz danach kehrten wir noch in ein Kaffeehaus ein. Dort gab es Egg-Coffee, eine sehr leckere Kaffee-Kreation. Wir saßen dort alle auf den Kinderstühlchen, die so oft in Vietnam zu sehen waren. Ich finde das ja ganz lustig, aber für die großen kräftigen Männer ist es schon eine kleine Zumutung.

Wir waren damit schon mitten in der Altstadt, gingen aber erst noch zum Stadtsee, den Hoan-Kiem-See, und den Jadeberg-Tempel, den man über eine kleine Brücke, die The-Huc-Brücke, erreichte. Auf der Brücke war ein roter Teppich ausgelegt – wofür oder wen auch immer – aber er wurde gerade eingerollt. Dennoch, ein bisschen roten Teppich bekamen wir noch mit 😉

Zu diesem See gibt es eine Legende, die ich aber erst im Nachhinein gelesen habe.

Anfang des 15. Jahrhunderts, während der chinesischen Besatzung, übergab der Sage nach eine riesige, im See lebende, goldene Schildkröte dem armen Fischer Le Loi ein magisches Schwert, das ihn unbesiegbar machte. Er benutzte das Zauberschwert, um in einem erbitterten Kampf (1418–1428) die Truppen der Ming-Dynastie vernichtend zu schlagen, und wurde im Jahre 1428 König. Nach der Siegesparade begab sich der junge König zum See, um den Göttern zu danken. Da tauchte die goldene Schildkröte erneut auf und forderte das Schwert zurück. Bevor Le Loi sich entscheiden konnte, löste sich plötzlich das Schwert aus der Scheide, stieg zum Himmel empor und verwandelte sich in einen großen jadefarbenen Drachen, der über dem See schwebte und dann in die Tiefe stürzte.

Le Loi ernannte das Tier zum Schutzgeist des Sees. Aus Dankbarkeit und zur Erinnerung an dieses Ereignis ließ Le Loi auf einer kleinen Insel in der Mitte des Sees den dreistöckigen Schildkrötenturm Tháp Rùa errichten, der bis heute das Wahrzeichen Hanois ist.

Danach gab es für uns einen langen Marsch kreuz und quer durch die Altstadt Hanois. Wir hätten ganz gern mal in die Geschäfte geschaut, aber wir versuchten, uns im Gänsemarsch zwischen unendlich vielen geparkten Mopeds hindurchzuschlängeln und über völlig verstopfte Straßen zu gehen. Es war abenteuerlich und durch die permanenten Hupkonzerte der Mopedfahrer auch sehr laut. Dazu gab eben auch noch die Rush-Hour gratis dazu.

Es war faszinierend, dass bei diesem Verkehrsaufkommen und ohne unsere gewohnten festen Regeln nichts passiert. Aber hier gilt vor allem unser Paragraph 1 im Straßenverkehr und das klappt richtig gut.

Unser Bus brachte uns zurück zum Hotel. Die Socken glühten. Ich hatte 15-tausend Schritte in der App. Trotzdem gingen wir noch eine kleine Runde ums Karree. Apotheke und Getränkeladen waren unsere Ziele.

Heute wollten wir mal in die Skybar. Wir hatten nach unserer Ankunft gestern im Hotel schon mal alles inspiziert. Ganz oben war ein schöner Pool – nur bei diesem Wetter nicht allzu warm.

Wir saßen dann doch recht lang in den Abend hinein und tranken Cocktails. Haben dafür dann über eine Million ausgegeben. Uns kanns gut gehen!

Wir fielen todmüde ins Bett. 6:30 Uhr klingelte der Wecker.

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