10. Februar 2024
Um 5:00 Uhr stehen die Tuc-Tucs vor dem Hotel, die uns zum Sonnenaufgang nach Angkor Wat bringen sollen. Also Aufstehen um halb 5 und los. Es war stockdunkle und noch kühle Nacht und wir kamen eigentlich nur mit der Handy-Taschenlampe auf das Terrain des Tempels. Unser Reiseleiter gab uns einen guten Tipp für einen vernünftigen Platz, von dem aus man recht gut schauen und fotografieren konnte. Und so langsam erleuchtete der Himmel und die Konturen von Angkor Wat waren zu erkennen. Das war eigentlich die spannendste Phase, dieses Rosa am Himmel, die Konturen. Die Sonne kam dann deutlich rechts von der Tempelanlage hoch – sie geht nur zur Tages- und Nachtgleiche direkt über den Türmen auf. Dennoch war es ein schönes Erlebnis und die Fotos werden mich immer dran erinnern. Zurück gings dann wieder mit unseren Tuc-Tucs, ich weckte Ralf und wir gingen frühstücken. Halb 9 gings dann los nach Angkor Wat, aber diesmal vorn der Ostseite aus. Damit waren die Fotos lichttechnisch perfekt.
Ich habe einige Zeit gebraucht, um das hier alles zu verstehen. Ich dachte immer, Angkor Wat ist eine große Tempelanlage, in der alle anderen Tempel drin sind, so hatte mir das zumindest meine Fantasie immer suggeriert. Aber nein, Angkor Wat ist ein Tempel auf einem großen Terrain mit kleineren weiteren Bauten innerhalb der Außenmauer, die anderen Tempel stehen teilweise kilometerweit davon entfernt. Angkor Wat ist der größte Sakralbau der Welt und es gibt unfassbar tolle Ein- und Ausblicke. Man kann bis in die dritte Etage hoch gehen und kann von dort über die ganze Anlage bis in den Dschungel schauen. Um dort hoch zu kommen, muss man eine 75° Steile Treppe nach oben gehen. Für die meisten ist das Hochklettern kein größeres Problem. Aber das Runterkommen! Es bildeten sich zumindest deutlich längere Schlangen zum Runtergehen als zum Hochgehen. Manche kamen da echt nur mit großem Gezittere und Angst runter. Im oberen Bereich war es interessant und es gab verschiedene Wandelgänge.
Ich bin überrascht, dass man die Touristen wirklich in jeder Ecke herumlaufen lässt. JA, es sind Natursteine, aus denen das alles gebaut ist, aber bei solchen Touristenmengen nutzen auch die sich ab.
Unser Reiseleiter erzählte, dass man vor Corona jährlich ca. 2,5 Millionen Touristen in Seam Reap hatte. 2023 waren es nur noch 700.000. Für eine Stadt, die eigentlich nur vom Tourismus lebt, ist das eigentlich eine Katastrophe.
Wir gingen dann noch zur Nordseite raus aus dem großen Tempel und liefen außen herum. Es war sehr schön, so ohne große Menschenmengen an dem Gebäude entlang zu schlendern.
Wieder am Osteingang angekommen zeigte sich Angkor von einer ganz besonderen Seite. Es gab doch tatsächlich ein paar Minuten, in denen nicht ein Tourist in dem Eingangsbereich war. So etwas hätte ich nie im Leben erwartet. Und das passiert mir, die immer versucht, Sehenswürdigkeiten „steril“ aufs Foto zu bekommen, damit niemand von der Schönheit so manches Highlights ablenkt.
Ich habe diesen Tempel aller Tempel nun tatsächlich mit eigenen Augen gesehen und es ging ein langjähriger Wunsch in Erfüllung, dieses Bauwerk endlich mal anzuschauen. Es stand schon ewig auf meiner Liste an oberster Stelle. Nur Australien als Land hatte dies noch toppen können.
Fehlte nun eigentlich nur noch Angkor Thom mit dem Bayon-Tempel, ein Ensemble, was als Nächstes auf der Tagesordnung stand.
Zunächst hielten wir am Eingang zu Angkor Thom an. Auf der Brücke zum Eingangstor stehen ganz viele Skulpturen mit den berühmten Gesichtern des Bayon-Tempels. Als wir dort durch das Tor fuhren, war es für den Fahrer unseres Kleinbusses ein enges Spiel, durchzukommen. Spätestens da war klar, warum wir in Siem Reap zwei Kleibusse bekamen und nicht mehr im großen Bus zusammen waren. Als erstes ging es zu einer Wassersegnung. Es war irgendwie lustig. Ein Mann machte einen eintönigen, aber dennoch nett zuzuhörenden Singsang, schnippte immer mal mit einer kleinen Peitsche Wasser durch die Gegend und davor saßen – vorrangig Touris – und ließen sich belabern. Und man durfte nicht mal die Augen offenhalten und zuschauen! Glücklicherweise passten genügend aus der Gruppe auf, dass da alles in Ordnung geht. Am Ende bekam man dann ein gehäkeltes Bändchen um den Arm und nun muss man halt schauen, wie man damit umgeht. Ich hatte das schon mal in Brasilien mit der Maßgabe, dass das damalige Stoffbändchen von allein abfallen müsse. Ein ganzes Vierteljahr später war es dann endlich so ausgefranst, dass es abfiel. Aber das kleine Häkelbändchen? Was passiert, wenn ichs einfach abreiße? Geht da der „Zauber“ verloren? Hm, ein Schmuck-Armband trägt man ja auch immer, oder zumindest meist, wenn man das will. Also werde ich abwarten.
Wir kamen zum zentralen Tempel Bayon. Das ist der Tempel, bei dem auf den Türmen meterhohe lächelnde Gesichter zu sehen sind. Ursprünglich waren es 49 Türme, von denen heute nur noch 37 stehen. Auf den meisten Türmen sind vier Gesichter zu sehen die nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet sind. Es gibt aber auch manche mit nur zwei oder drei Gesichtern. Insgesamt sind ca. 200 Gesichter zu sehen. Beeindruckend waren auch die recht gut erhaltenen Reliefs, die vor allem volkstümliche Szenen zeigen.
Wir gingen wieder Mittagessen, diesmal jedoch in eine „Mitropa“. Massen an Tischen, viele Menschen, alles sehr unorganisiert. Wir warteten schon ewig auf die Getränke, die Essen kamen immer einzeln, an jeden Tisch mal eins. Ich bekam keins, trotz Nachfrage. Habe dann von allen „Spenden“ bekommen, da Reis, dort Gemüse als kleinen Ersatz für mein Warten. Zum Kassieren kamen sie dann und wollten doch tatsächlich eine volle Portion berechnen. Der volle Tisch rief wie im Chor erschrocken „WAS?“ Da wurde sie dann doch stutzig und rechnete nochmals, es stimmte dann.
Es ging zurück zum Hotel. Wir konnten noch ausgiebig in den Pool und hatten uns zuhalb 7 fürs Abendessen verabredet. Unser letzter Abend der Reise. Wir landeten dann letztendlich doch im „Butterfly“, einem Restaurant, dass uns jeden Abend empfohlen wurde und wir uns vehement gesträubt hatten, da wir ja einheimisch essen wollten. Es wurde jedoch ein sehr schöner Abend mit einer sehr exklusiven Bedienung und einem guten Essen. Wir waren begeistert. Im Hotel tranken wir noch draußen am Pool einen Absacker. Unsere Vorräte sollten dann schon alle werden. Es war ein sehr schöne Abschlussabend unseres Urlaubs und leider auch Abschied von einer sehr angenehmen und tollen Urlaubsfreundschaft mit Jörg und Manuela.