Mit dem Schnellboot nach Phnom Penh

7. Februar 2024

Nachts kurz vor 4 bin ich aufgewacht vom Verkehrslärm. Das Leben begann da offensichtlich für den nächsten Tag.

5:40 Uhr ging der Wecker, um 6 sollten die Koffer vor der Tür stehen, kurz nach halb 7 hieß es, Koffer bestätigen fürs Verladen aufs Schnellboot. Dazwischen Frühstück und 7:20 Uhr gings los. Da wir bis auf Hanoi und Hoi An immer nur eine Nacht in den Hotels waren, ging unser Packen mittlerweile fix. Zumal ja alles nicht so wild ist, wenn man nicht gerade Fliegen will.

Nach reichlich einer Stunde Fahrt auf dem Mekong gabs den ersten Stopp für die Einreiseformalitäten. Auf dem Schiff wurden schon die Pässe eingesammelt mit den 35 Dollar fürs Visum – mein Datenschutzherz schlägt Purzelbäume! Aber das ist hier ja eh alles eine Katastrophe. Datenschutz scheinen die hier nicht zu kennen. Der erste Reiseleiter fotografierte alle unsere Pässe ab – mit seinem Privathandy! Angeblich, um die korrekten Namen für die Flugbuchung nach Da Nang zu haben. Es gibt jedoch eine Liste aller Personen der Reisegruppe, die überall verwendet wird. Im Hotel wird bei jedem Einchecken auch erst mal der Pass gescannt. In Zentralvietnam wollten die die Pässe nicht mal sehen, da reichte die Liste. Im Süden sträubten sich schon meine Haare, als eine Hotelangestellte alle Pässe fotografierte – natürlich mit ihrem Privathandy. In den nächsten beiden Hotels wieder Kopien. Es gibt hier keinerlei Datenschutzbewusstsein. Und unser letzter Reiseleiter in Vietnam machte dann das gleiche Spiel nochmal mit dem Privathandy, um angeblich für das Boot alles zu buchen. Er hat mir zwar versprochen, dass er alles löscht, sobald wir weg sind, aber ob er es wirklich macht, steht in den Sternen.

Bei der Einreisekontrolle nach Kambodscha dann wieder volles Programm. Fingerabdrücke aller Finger, Foto – ich sogar mit und ohne Brille, warum auch immer.

Nach zwei Stunden Einreiseprocedere waren wir dann mit unseren Pässen am Mann wieder im Boot und es ging weiter. Auf der Weiterfahrt schlief ich ein und holte etwas fehlenden Nachtschlaf nach. Wir waren in Kambodscha noch reichlich drei Stunden auf 145 Flusskilometern unterwegs, bis wir in Phnom Penh einfuhren.

Ich war dann im Nachhinein froh, dass mir der Zugwind doch nichts anhaben konnte. Die Luken waren alle offen, es zog von vorn bis hinten durch und eben auch von den Seiten. Es gab keine einzige Stelle im Schiff, in der es nicht zog.

Phnom Penh begrüßte uns mit einem riesigen Hotel an der Mündung des Tonle-Sap-Flusses in den Mekong. Gegenüber lag auch gleich der Hafen. Unser Reiseleiter Mr. Ra übernahm uns. Er ist noch recht jung, spricht ein hervorragendes Deutsch und ist sehr klar strukturiert. Eigentlich war es im Nachhinein der beste Reiseleiter der ganzen Reise.

Wir fuhren zunächst ins Hotel und trafen uns eine halbe Stunde später zur Besichtigungstour.

Unser erstes Ziel war der Königspalast, der 1850 gegründet wurde. Zunächst wurde der Wohnbereich gebaut, dann 1863 der Thronsaal und Empfangshalle in nur vier Jahren Bauzeit. Neben der imposanten Empfangshalle, in der auch die Krönungen der Könige Stattfinden, gab es einen Blick in den privaten Bereich des Königs hinter einer kleinen Mauer. Mr. Ra erzählte uns stolz, dass er 1998 einmal Glück hatte, dass der damalige König seine Reisegruppe persönlich empfing. Das war für ihn offensichtlich das Größte. Und wir hatten den Eindruck, dass er sich das ganz heimlich noch einmal wünscht.

Links von der Empfangshalle ist die Vergnügungshalle, die erst 1920 gebaut wurde und in der die privaten Feiern des Königs stattfinden. Gleich daneben das Haus der Regierung mit dem Palastministerium. Das alles in französischer Kolonial-Architektur, da Kambodscha von 1863 bis 1953 französische Kolonie war. So manches schöne Detail beeindruckte mich in dieser Anlage.

Auch die Silberpagode, die die Rest-Kunstschätze der königlichen Familie beherbergt. Diese Pagode erhielt ihren Namen vom Fußboden, der mit lauter Silberplatten ausgelegt ist. So eine Silberplatte wiegt 0,87 kg und enthält 75% Reinsilber, der Rest ist eine Legierung aus Chrom, Zink, Kupfer, alles Vorkommen in Kambodscha. Insgesamt liegen in der Pagode Platten, die 5.555 Tonnen schwer sind.

Wieder gab es hier einige besondere Buddhas. Der Golde Buddha ist ca. 1,90 groß und besteht 100% aus purem Gold. Allerdings ist es ein Hohlkörper und wiegt nur ca. 90 kg. Dazu sind 137 Diamanten verarbeitet, vier davon haben je 35 Karat. Er ist knapp über 100 Jahre alt.

Der Jade-Buddha ist deutlich älter, ca. 300 Jahre. Jade gibt es als Rohstoff in Kambodscha. Beide sind jedoch verboten, zu fotografieren.

Beim Hinausgehen aus dem Palast-Gelände reichte mir unser Reiseleiter zwei kleine Wasserflaschen. Sie sind ganz besonders, direkt vom Königspalast gestiftet mit dem entsprechenden Etikett.

Weiter gings zum Nationalmuseum. Dort sind sehr viele Figuren ausgestellt, die in den verschiedenen  Tempeln von Angkor gefunden wurden.

Besondere Aufmerksamkeit galt den vier-Gesichter-Buddhas aus dem Bayon-Tempel, dem Königstempel der Khmer. Nach Osten hat der Buddha ein freudiges Gesicht, nach Süden und Norden lächeln die Gesichter etwas und zeigen die Zufriedenheit mit dem Leben, nach Westen ist das Gesicht traurig, da das Leben zu Ende geht. Das Nationalmuseum ist ein sehr beeindruckender Bau mit sehr interessanten und schönen Ausstellungsstücken.

Nach unserem sehr zeitigen Frühstück morgens kurz nach 6 machte sich so langsam der Hunger bei allen bemerkbar. So richtig hatten wir keine Lust mehr auf weitere Besichtigungen, es waren mittlerweile schon fast elf Stunden seit dem letzten Essen vergangen. Unser Reiseleiter war ganz erschrocken und plante schnurstracks um. Den letzten Besichtigungspunkt ließ er weg und verschob ihn auf morgen früh und wir fuhren sofort zu einem sehr schönen Khmer-Restaurant mit einem herrlichen Blick auf den Tonle-Sap-Fluss und die Anlegestelle.  Alle waren begeistert, saßen wir doch in der ersten Reihe mit Blick auf den Fluss. Wir bestellten zu Viert ein großes Bier in einer 1,4-Liter- Karaffe. Wir aßen Fisch – wie hier üblich Pangasius.

Zurück im Hotel gingen wir erstmal noch in den Pool. Es war eine sehr schöne Erfrischung nach dem doch sehr langen Tag. Heute gings zeitig ins Bett.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert